Am Samstag, dem 3. Dezember 2022 wurde der erste Stolperstein in Sprockhövel für Wilhelm Kraft verlegt.
Wilhelm Kraft wurde im Jahre 1884 in Breitenstein geboren und zog 1908 nach Haßlinghausen. Er arbeitete zuerst in der Glashütte Haßlinghausen, danach als Filialeiter der Konsum-Genossenschaft „Vorwärts“ in Haßlinghausen. Seit seinem 20. Lebensjahr war er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Ab 1910 war er Gemeindeverordneter der damals eigenständigen Gemeinde Haßlinghausen und ab 1919 wurde er zu ihrem Gemeindevorsteher gewählt, dieses ist zu vergleichen mit dem heutigen Bürgermeisteramt. Außerdem gehörte er ab 1921 zu den Vertretern der SPD im Schwelmer Kreistag.
Auf Grund seines politischen Engagements wurde er von den Nationalsozialisten am 2. Februar 1932 zum Rücktritt von seinen politischen Ämtern gezwungen. Außerdem verlor er seine Arbeitsstelle. Im Oktober 1933 wurde er bis Weihnachten wegen angeblichem „unerlaubtem Waffenbesitz“ inhaftiert. 1934 wurde er zusammen mit seinem Sohn Karl Kraft erneut verhaftet, in das Dortmunder Gestapogefängnis Steinwache gebracht und wegen angeblichem Hochverrat zu einem Jahr und 8 Monaten Zuchthaus verurteilt. Er hatte durch Folter zugegeben, Schriften der KPD für 10 oder 20 Pfennig gekauft zu haben. 1936 kam er zurück nach Haßlinghausen.
Im Rahmen der „Aktion Gewitter“, die auf das Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 folgte, wurde Wilhelm Kraft erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin deportiert. Laut Augenzeugenberichten wurde er im Frühjahr 1945 auf einem Todesmarsch erschossen.
In den 1960er Jahren wurde eine Straße in Haßlinghausen zu seinen Ehren nach ihm benannt, seit 2006 trägt auch die Gesamtschule des Ennepe-Ruhr Kreises seinen Namen. Seit dem 03.12.2022 erinnert nun auch ein Stolperstein vor seiner ehemaligen Arbeitsstelle an Wilhelm Kraft und seine aufrichtige Haltung.
Wilhelm Kraft hat trotz Verfolgung, Repressionen und Folter Haltung gegenüber den Nationalsozialisten gezeigt, das macht ihn nicht nur zu einem Vorbild für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, sondern auch für jede Bürgerin und jeden Bürger Sprockhövels. Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, zu verhindern, dass etwas wie das Nazi-Regime jemals wieder passiert. Wir müssen laut sein und Haltung zeigen, wenn Faschisten und Rechtsextremisten unsere Demokratie bekämpfen.
Als Jusos werden wir uns für eine Erinnerungskultur einsetzen, die Sprockhövels Geschichte im Nationalsozialismus aufarbeitet. Wir werden uns dafür engagieren, dass Sprockhövel weitere Stolpersteine und Gedenktafeln für die Opfer des Hitlerregimes errichtet und dass mithilfe von Aktionen und Projekten an sie erinnert wird, so dass sie nicht in Vergessenheit geraten.