Der Kindergarten Kifaz musste wegen hygienischer Mängel am Gebäude in das alte Bürgerhaus in Niedersprockhövel umziehen. Die SPD Sprockhövel unterstützt diesen Umzug zwar als Übergangslösung, äußerte in der Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe und Schule am 10. Mai 2023 aber Bedenken an der Verwaltungsvorlage, den Kindergarten dauerhaft an diese Adresse zu verlegen. Denn: vor einer endgültigen Entscheidung sollten die örtlichen Gegebenheiten sowie mögliche Alternativen eingehend geprüft werden.
Im Jugendhilfeausschuss wurde argumentiert, dass die Betroffenen Kinder, Eltern und Mitarbeitenden eine schnelle Lösung wollen. Deshalb sollte auch sichergestellt werden, dass es tatsächlich eine Befragung aller Beteiligten gab. „Was bei der Entscheidung für einen Kita-Standort meiner Meinung nach keinesfalls vernachlässigt werden darf, ist die Meinung der unmittelbar Betroffenen – also der Kinder, Eltern und Beschäftigten. Denn die müssen sich in der KiTa unbedingt wohlfühlen. Die Verwaltung ist hier aber scheinbar nicht in den Austausch gegangen“, so Marion Prinz, Vorsitzende der SPD Sprockhövel.
Und ein Stimmungsbild der Betroffenen ist nicht die einzige Möglichkeit zur Überprüfung des Standorts, die nicht genutzt wurde. So liegt bisher auch keine detaillierte Kostengegenüberstellung vor. Für eine abgewogene Entscheidung für einen KiTa-Standort ist es aber notwendig, zuvor die Kosten aller Möglichkeiten zu überprüfen: die Sanierung des alten Standorts oder Abriss und Neubau, ein Umzug an einen anderen Standort oder der Umbau des alten Bürgerhauses – das sind mögliche Alternativen. Nur für einen Teil dieser Varianten sind bislang Kostenschätzungen genannt worden. Dabei muss auch die langfristige Unterhaltung des Gebäudes bedacht werden. Denn: Das alte Bürgerhaus ist ein Altbau, wird also höhere Unterhaltungskosten haben als ein neueres, energieeffizienteres Gebäude.
Die konzeptuelle Ausrichtung des Kindergartens muss bei der Entscheidung für einen Standort ebenfalls berücksichtigt werden. Der Kifaz ist seit 2007 ein zertifiziertes Familienzentrum und bietet einen Raum der Begegnung für Familien. Dazu gehören Beratungen, ein Elterncafé, Themenabende sowie Eltern-Kind-Gruppenangebote. Es ist aber nicht klar, ob diese Angebote auch im alten Bürgerhaus weiterhin garantiert werden können. Zum Konzept gehört auch, dass der Kifaz seit 2010 ein anerkannter Bewegungskindergarten ist – ein Konzept, für das sich die Eltern bewusst entschieden haben. Deshalb gab es im vorherigen Gebäude ein Atelier, einen Bau- und Rollenspielraum, einen Turnraum sowie ein Außengelände mit vielen Bewegungsmöglichkeiten. Es ist unklar, ob im alten Bürgerhaus gleichwertige Alternativen geschaffen werden können oder ob dazu weitere Baumaßnahmen notwendig wären, wie beispielsweise eine neue Turnhalle. Auch ist zu prüfen, ob überhaupt noch ein Außengelände zur Verfügung steht, sollte das alte Gebäude abgerissen oder veräußert werden oder ob dann kostenaufwändig ein neues errichtet werden muss. Damit bleibt die Frage: Lässt sich das Konzept des Bewegungskindergartens mit den Gegebenheiten im alten Bürgerhaus überhaupt abbilden?
Darüber hinaus sind gerade bei einem Kindergarten nicht nur funktionale Aspekte wichtig. „Es soll zwar diverse Anpassungen im alten Bürgerhaus geben, aber dennoch: Die Gruppenräume für die Kinder werden schwerlich wirklich gemütlich werden“, so Marion Prinz weiter. „Nischen und Kuschelecken fehlen bisher und es gibt kein Konzept, wo diese eingerichtet werden können, beziehungsweise wo überhaupt der Platz dafür ist. Ein weiterer ungeklärter Punkt sind die Schlafräume. Wird es genügend Schlafräume geben? Können diese in dem Altbau barrierefrei erreicht werden? Das sind nur einige offene Fragen.“
Auch die Lage des alten Bürgerhauses am verkehrsreichen und deshalb lauten Busbahnhof weckt Zweifel an der Eignung des Standorts. „Das alte Bürgerhaus befindet sich direkt am Busbahnhof, es gibt deshalb auch keinen Plan B, falls das Außengelände nicht nutzbar sein sollte und das Gebäude ist dauerhaft eingerüstet, um den modernen Brandschutzstandards gerecht zu werden – es ist höchst fraglich, ob dort der ideale Ort für einen Kindergarten ist oder einfach nur die gesetzlichen Standards eingehalten werden. Aber gerade bei der Zukunft unserer Kinder sollten wir bereit sein, mehr zu investieren, und nicht die absoluten Mindeststandards als Ziel setzen, nur weil das die einfachere Lösung ist“, gibt Marion Prinz zu bedenken. „Deshalb sollte die Verwaltung unbedingt auch alternative Standorte in Betracht ziehen.“ Die SPD Sprockhövel wird sich dem Thema daher weiterhin annehmen und eine endgültige Entscheidung für den dauerhaften Verbleib des Kindergarten Kifaz im alten Bürgerhaus in der kommenden Ratssitzung ablehnen – auch aufgrund von Leserbriefen der Eltern.